Focusing
Unser tägliches Handeln geschieht nicht allein aus der Vernunft heraus, als Ergebnis eines rationalen Abwägens, sondern wird größtenteils von unseren Gefühlen gelenkt – auch dann, wenn sie uns nicht bewusst sind. Jede Situation, die wir erleben, ist von Gefühlserfahrungen begleitet, wird mit diesen verknüpft und im „Erfahrungsgedächtnis“ gespeichert. Eine neue Situation verarbeitet unser Gehirn vor diesem Hintergrund und drückt über ein Körpersignal aus, wie diese neue Situation zu bewerten ist.
Wer kennt das nicht, eine äußere Begebenheit tritt ein und plötzlich stockt uns der Atem, das Herz wird schwer oder hüpft vor Freude, etwas verschlägt uns die Sprache oder schlägt uns auf den Magen. Manchmal verspüren wir auch nur ein vages Unwohlsein, eine unspezifische Unzufriedenheit, Gereiztheit oder Niedergeschlagenheit, die wir uns nicht erklären können. Auch wenn wir diese Körpersignale und vagen Empfindungen wahrnehmen, schenken wir ihnen in den meisten Fällen keine weitere Beachtung. Doch dadurch geht uns der größere Zusammenhang verloren, denn gerade unsere Körpersignale schaffen einen direkten Zugang zu unseren tieferen Gefühlen, verborgenen Motivationen und Verhaltensweisen.
Im Focusing-Prozess werden diese Körpersignale und unspezifischen Empfindungen aufgegriffen, entschlüsselt und das in ihnen enthaltene „Wissen“ ins Bewusstsein geholt und verankert. Das, was zuvor vage und verschwommen war, kann nun scharf und klar ins Blickfeld rücken.
Dadurch ergeben sich für Sie mehr Möglichkeiten, Situationen besser einzuschätzen, in Konfliktsituationen rechtzeitig und angemessen zu agieren und auch stimmigere Entscheidungen zu treffen, als dies mit einem ausschließlich „logischem Denkprozess“ möglich ist. Focusing ersetzt nicht Ihr Denken, sondern ergänzt es, so dass „Denken“ und „Fühlen“ zusammenarbeiten können.
